Ciardha betrat den Raum und lehnte die Tür an. Sie hatte gehofft, ihren Ehemann hier zu sehen. Die Königin nahm den Raum genauer unter die Lupe, doch sie fand kein lebendes Wesen hier drinnen. Sie ging zum Fenster. Der nicht zu sehenden Sonne nach zu urteilen schien Stella bereits in der Akademie zu sein. Aber wo zum Teufel war dann Dimitri?
Ciardha öffnete die Türe nochmal und sah den endlos langen Gang entlang. Da sie ihren Ehemann in einiger Entfernung stehen sah, schickte sie einen leichten Windstoß los, um ihre Anwesenheit zu verdeutlichen.
Dimitri besprach mit einer neuen Angestellten gerade die gewöhnlichen Sachen, die Neue eben wissen mussten. Nachdem er den Windstoß von Ciardha spürte, schickte er die Neue zu Haushälterin des Schlosses und bewegte sich dann mit schnellen Schritten in den Aufenthaltsraum.
Ciardha schloss hinter ihm die Türe.
"Abend. Hast du Stella schon zur Akademie gebracht?"
"Ja, kurz nachdem du weg warst. Wie ist die Lage im Süden?"
"Katastrophal. Ich hab beschlossen, wie die beiden übrigen Völker der Syniel und Tireon Truppen hinunterzusenden. Es erscheinen einfach alle Möglichkeiten falsch. Doch nichts zu tun, das wäre der Untergang für Zodia."
"Gut. Soll ich mich um die Zusammenstellung kümmern?"
"Ja, dazu hast du aber morgen genug Zeit. Übrigens geht Alexander Tireon selbst mit."
"Ist der lebensmüde? Ich dachte, er ist ein Vampir?!"
"Ist er auch. Frag mich nicht, was er damit bezwecken will."
Die Königin setzte sich auf die dunkelblau-schwarze Couch, die an einer Wand des Zimmers stand. Dabei fiel ihr Blick auf ein Gemälde, das von ihrem Hofmaler vor 6 Jahren von Stella und Chantal gemalt hatte. Ciardhas Blick wurde traurig. Sie dachte an ihre älteste Tochter, die nun wohl tot war. Ciardha wusste nicht, wie sie umkam, wo oder wer der Mörder war. Doch die Annahme, dass Chantal tot ist, war ihre Variante, die Ungewissheit zu überwinden.
Dimitri setzte sich sanft neben sie und umarmte seine Frau. Für ihn war es auch nicht leichter, schon überhaupt nicht, wenn Stella auch nicht zuhause war. Doch im Gegensatz zur Königin glaubte Dimitri daran, dass Chantal noch lebte. Denn niemand fand ihre Leiche, niemand fand ein Anzeichen auf ihren Tod.